, Suter Ramon

Vorentscheidung der Vereinsmeisterschaft?

Was passiert, wenn zwei Flutwellen geballter Willenskraft in der Form von Schachfiguren aufeinander zusteuern?

 

Ausgangslage

Die vierte von insgesamt sieben Doppelrunden des Turniers steht an. Es war bereits vor dieser Runde klar, dass dieses Jahr jemand die Vereinsmeisterschaft gewinnen wird, der den Pokal noch nie in die Höhe stemmen durfte. Mit René Oehen (6 Punkte aus 6 Spielen) und Nicolas Küng (3.5 Punkte aus 4 Spielen) trafen zwei der Titelanwärter aufeinander.

 

Die erste Partie

René führte zuerst die weissen Figuren. Da der eröffnungstheoretische Kampf der beiden Kontrahenten noch nicht zu Ende ausgetragen ist, kam auf das Brett, was auf das Brett kommen musste.

Beide Spieler stellten sich den taktischen und strategischen Herausforderungen des Grand Prix Angriffs und strebten den Sieg kompromisslos an. Nicolas fand mit seinem entwaffnend tiefen Spielverständnis über mehrere Tempozüge einen Weg, früh im Mittelspiel seinen Springer auf g4 zu platzieren und René damit vor mehrere Probleme gleichzeitig zu stellen. Der gewählte Verteidigungszug erlaubte einen Qualitätsgewinn und verschaffte Schwarz zu einem klaren Vorteil.

Danach gelang es Nicolas jedoch nicht, den Vorteil in einen Sieg umzumünzen. Die Not der endlichen Zeit (25 Minuten pro Spieler und Partie) macht perfekte Partien fast unmöglich, erhöht dafür das Potential für Spektakel. René war gewillt, ein Spektakel herbeizuführen. Zeitweise mit klar weniger Zeit auf der Uhr, dafür geleitet von seiner beneidenswerten Intuition, stellte er seine Figuren auf die aktivsten und offensivsten Felder des Bretts. Er liess Nicolas (immer noch mit Materialvorteil) keine Zeit, seine Stellung zu konsolidieren. Dieser aber verteidigte resilient und gab seinen Materialvorteil zurück, um den Angriff von René abzuwenden.

Die Partie wurde in ein Endspiel abgewickelt, welches noch ewig hätte weitergespielt werden können, im theoretischen Sinn jedoch ausgeglichen ist. Als beide Spieler nur noch wenige Sekunden auf der Uhr hatten, bot Nicolas René ein Remis an. Das hat René noch nicht oft erlebt. Zwar mit einem Mehrbauern und zwei oder drei Sekunden mehr auf der Uhr, jedoch im Bewusstsein, dass ein Unentschieden (im Gegensatz zu einer Zeitschlacht) ein würdiges Ende dieser Partie ist, schlug René ein.

Was passiert, wenn zwei Flutwellen geballter Willenskraft in der Form von Schachfiguren aufeinander zusteuern? Der Sportsgeist gewinnt! Die Partie war für den miteifernden Zuschauer gleichermassen spannend wie inspirierend.

 

Die zweite Partie

Nicolas führte die weissen Figuren in der zweiten Partie der Doppelrunde zu einem ungefährdeten Sieg. Da diese Partie nach der Bettzeit des Berichterstatters gespielt wurde, fällt dieser Teil des Berichts etwas kürzer aus. 😉

 

Ausblick

Es verbleiben die drei letzten Doppelrunden der Vereinsmeisterschaft. Damit sind mathematisch gesehen die Titelchancen für mehrere Spieler intakt. Weil René zwei Partien mehr bestritten hat, bleibt er vorerst auf der Spitzenposition. Doch Nicolas Küng hat sich die mit Abstand beste Ausgangslange erspielt. Er hat die Direktduelle gegen René und Bilal, die stärkste Konkurrenz um den Turniersieg, jeweils mit 1½ zu ½ Punkten zu seinen Gunsten entschieden.

Rang Name Punkte
1 Oehen René 6.5
2 Küng Nicolas 5
3 Studer René 5
4 Gümüsdagli Bilal 4.5
5 Suter Ramon 4
6 Hunkeler Karl 4
7 Müller Andrin 3
8 Keller Hansjörg 2
9 Häfliger Alex 2
10 Roos Guido 2
11 Kuhn Oliver 2
12 Oumari Ahmad 2
13 Ruloff Michael 0

 

Sehr erfreulich ist zudem, dass unsere Neumitglieder René Studer, Bilal Gümüsdagli und Andrin Müller ebenfalls erfolgreich in ihre erste Vereinsmeisterschaft im Schachclub Sursee gestartet sind. Wir wünschen allen Teilnehmern weiterhin "guet Holz"!